Auswahl der Pflanzenarten
Entscheidend für die Auswahl der Pflanzenarten ist:
- welcher Wildart sollen sie zugute kommen?
- In welchen Zeitraum soll das Hauptfutteraufkommen fallen?
Äsungsflächen werden im allgemeinen angelegt für:
- Niederwild
- Rehwild
- Rot- und Damwild
Dass die Anforderungen der einzelnen Tierarten ganz unterschiedlich sind, liegt natürlich auf der Hand. Zudem schränken Höhenlage, Klima und Bodenverhältnisse die Auswahl der Pflanzenarten ein. Auch müssen die Annahme- und Bedarfszeiten und die Verbissintensität berücksichtigt werden. Eine Neuanlage von Äsungsflächen sollte also im Vorfeld gut geplant werden, nur dann wird das gewünschte Ziel auch erreicht.
Für das Niederwild, speziell das Flugwild, eignen sich am besten Samenfrüchte wie Mais und Körnerhirse. Als Futterpflanzen, die gleichzeitig auch eine gute Deckung liefern, empfehlen sich viele Gründüngungs- oder Zwischenfruchtpflanzen wie bitterstoffarme Lupinen, Senf, Ölrettich, Raps oder Kleegrasgemenge.
Leguminosen gehören zu den wertvollsten Futterpflanzen überhaupt. Aufgrund ihrer Fähigkeit, mit Hilfe der Knöllchenbakterien Stickstoff zu sammeln, sind Leguminosen sehr rohproteinreich und werden gern beäst. Sie werden unterteilt in großkörnige Hülsenfrüchte (z.B. Erbsen und Bohnen) und kleinkönige, kleeartige Pflanzen.
Hasen und Rehe sind ausgesprochene Feinschmecker und bevorzugen neben Leguminosen wie Rotklee, Perserklee oder Luzerne auch viele Kräuter. Im Winter werden vor allem die wintergrünen Kohlarten wie Blatt- oder Markstammkohl, Winterraps sowie Knospen und Rinde von Bäumen und Sträuchern beäst. Die Intensität der Äsungsaufnahme schwankt sowohl bei Rehwild als auch bei Rot- und Damwild im Verlauf eines Jahres ganz erheblich. Die höchste Futteraufnahme erfolgt im Herbst und Frühwinter zur Zeit der sogenannten „Herbstfeiste“.
Deshalb ist in dieser Zeit das Äsungsangebot besonders wichtig, vor allem auch, um Verbissschäden an jungen Baumkulturen möglichst gering zu halten. Die zweite Zeitspanne erhöhter Äsungsaufnahme liegt im Frühjahr.
Frühaustreibende Daueranlagen mit Waldstaudenroggen, verschiedenen Gräsern, Rotklee und Luzerne liefern das erste Grün. Im Gegensatz zu Rehwild stellen Rot- und Damwild nicht so hohe Ansprüche an die Futterqualität.
Leguminosen werden zwar bevorzugt beäst, wichtig ist aber auch, daß ausreichende Futtermengen bereitgestellt werden. Rot- und Damwild kommt meistens in Waldrevieren mit nur geringem natürlichem Äsungsaufkommen vor. Deshalb empfiehlt sich hier die Anlage von leichter zu pflegenden Wildweiden mit einem höheren Anteil leistungsfähiger Grasarten (Massebringer).
Wildweiden bieten vor allem im Sommer Äsung. Um in beiden Phasen erhöhten Äsungsbedarfes ausreichend Futter bereitstellen zu können, sollten im Sommer Flächen zur Winteräsung und im Herbst und Frühjahr zur Sommeräsung angelegt werden.
Was ist mit diesen beiden Begriffen gemeint?
Winteräsung braucht das Wild überall, sowohl in Gebieten mit intensivem Ackerbau, als auch im Gebirge oder im Wald. Die Äcker sind leer, die Wiesen und Weiden trocken, und womöglich ist alles unter einer dicken Schneedecke begraben. Es gibt jedoch nur wenige Pflanzenarten, die auch im Winter Äsung bieten. Die wichtigste Familie stellen die Kreuzblütler dar. Raps, Rübsen, Blatt- und Markstammkohl sowie Westfälischer Furchenkohl und der immer beliebter werdende Futterkohl „Frostara“ sind Pflanzen, die bis in den Winter hinein lange grün bleiben und so ein wertvolles Futter liefern, das vom Wild zu dieser Jahreszeit gern angenommen wird.
Auch Welsches Weidelgras und besonders Waldstaudenroggen bringen im Herbst und Winter ausreichend Grünfutter zur Versorgung des Wildes.
Topinambur wertet mit seinen Knollen den Speiseplan auf, ebenso wie Knospen und Rinden von Äsungs- und Verbissgehölzen.
Wesentlich größer ist die Auswahl geeigneter Pflanzenarten für die Sommeräsung. Gerade in Waldrevieren hat sich die Anlage von Äsungsflächen besonders bewährt. Aber auch in Regionen mit intensiver Landbewirtschaftung stellen Äsungsflächen mit hohem Kräuter- und Leguminosenanteil eine wertvolle Ergänzung zur sonst eher einseitigen Kost dar.